Mathias Janko

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DEFAULTer’s NAME

2015

MDF panel, pigment print, plastic (3D-print), metal, wood



Installation / Performance

Wer an den Pranger gestellt wird, kommt aus eigener Kraft nicht wieder frei. Der DEFAULTer’s NAME weist auf den nächsten, noch unbekannten, säumigen Schuldner hin, der ihn zu befreien sucht.
Die Arbeit besteht aus dem Nachbau einer, um das 11fache vergrößerten Kreditkarte, die durch einen horizontalen Schnitt, eine Scharnier, drei Löcher für Handgelenke und Hals und einen Verschluss zu einem am Boden stehenden Pranger umfunktioniert wurde.
Der performative Part sieht vor, dass derjenige der die Person aus seiner misslichen Lage befreit, selbst in den Pranger muss und wieder auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Er benötigt einen hilfsbereiten Passanten um die Freiheit wieder zu erlangen.
Mittels Smartphone mit NFC-Funktion kann man die Beschreibung der Arbeit direkt am Handy abrufen. Man muss nur NFC einschalten und auf das Symbol mit den vier gebogenen Linien halten.

2008 kam es zur Neugestaltung des Pratersterns - durch Investitionen und Renovierungen sollte ein neuer Übergangsraum geschaffen werden. Ziel war es, die Umsteigerelationen und die Gesamterscheinung des Platzes deutlich zu verbessern. Doch die Zeit zeigt, dass auch hier neben dem modernen architektonischen Konstrukt und zahlreichen neuen Geschäftslokalen weiterhin ein Bild der Arbeitslosigkeit und Armut regiert. Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer und dieser Kontrast wird auch beim Anblick des Pratersterns deutlich.
Die Tatsache, ohne Beschäftigung keinen Kredit zu bekommen ist bekannt, doch ohne Finanzierungsmöglichkeiten können auch keine Investitionen getätigt werden.
Wenn wir heute Waren oder Dienstleistungen haben wollen, die wir eigenständig nicht herstellen können, dann ist es für uns selbstverständlich diese zu kaufen. Folglich tauschen wir Geld gegen das von uns begehrte Gut. Geld hat also die Funktion eines Tauschmittels und ermöglicht den Verkauf und Erwerb von Gütern zeitlich zu versetzen. Die Zahlungsmittelfunktion ist also umfassender als die Funktion etwas zu tauschen z.B. beim Zahlen von Steuern oder Tilgen von Schulden. Als Medium wurden im Laufe der Zeit unterschiedliche Geldformen als geeignet erachtet, beginnend mit Warengeld, der Verwendung von Edelmetallen und nicht zuletzt von einer abstrakten Form von Geld - immateriellem Geld in Form von digitalen Zahlen auf Servern dessen Schlüssel die Kreditkarte ist.
Auch wenn nichts Unvorhersehbares passiert gräbt sich die Differenz von Schuldzins zu Habenzins langsam ins Fleisch des kleinen Bürgers. Der Zinssatz bei Sparbüchern ist stetig gesunken - von 5,0 % im Jahr 1970 bis auf 0,56 % Effektivzinssatz im Jahr 2015 - im Gegensatz zum Effektivzinssatz bei Krediten welcher sich von 4% bis über 16% erstrecken kann. Kreditinstitute werben gerne mit der Freiheit und der Möglichkeit weltweit bargeldlos zu zahlen. Die Schattenseiten des enormen Schuldzinses werden verschwiegen.

Zwischen moderner Architektur des Pratersterns und den kommerzialisierten Schaustell- und Unterhaltungsbetrieben des Wurstelpraters ist die Grenze zwischen Vergnügen und Mittellosigkeit nur durch eine fünfspurige Straße und eine Ampel getrennt.