Mathias Janko

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Herstellungsprozess one chair - one tree

2013

Holz (Buche)



Angefangen hat es damit, dass ich den Ansatz im Kopf hatte, einen Sessel aus einem Stück eines frisch geschnittenen Baumes herauszuarbeiten.

Da zu diesem Zeitpunkt das Holz noch feucht ist, sollte es zu arbeiten beginnen und auf die schlichte geometrische Form die ich ihm gebe, mit einer Verformung durch Schwinden und Quellen reagieren.

Es war mir wichtig, dass der Sessel in originalem Maßstab aus nur einem Stück gebildet wird, da seine Funktionalität anfangs gegeben sein sollte.Diese aber, nachdem die Kraft des Schwindens die bei der Trocknung des Holzes entsteht, verlieren soll.

Die Suche nach einem so großen Baumstamm erwies sich als schwierig, da er mindestens 70 Zentimeter Durchmesser und 1,10 Meter lang sein sollte. Da nicht mehr viele Baumarten aufgrund des Durchmessers in Frage kamen und der Baum ein sehr hohes sogenanntes Trocknungsschwindmaß besitzen sollte, entschloss ich mich für eine Buche.

Nach einem halben Jahr fand ich glücklicherweise diese zirka 140 Jahre alte großkronige Buche mit Rotkern aus der Ost-Steiermark. Sie wurde im Herbst 2012 gefällt und hatte nach dem Winter noch eine ausreichende Holzfeuchte von etwa 40 Prozent.

Als Rotkern bezeichnet man die braun-rötlich Verfärbung des Kernholz. Es handelt sich dabei um einen rein physiologischen Vorgang und eine normale Alterserscheinung, die stand-örtlich bedingt früher oder später einsetzt. Insbesondere nimmt im Baumalter von 100 bis 130 Jahren das Auftreten des Rotkernes sprunghaft zu.

Durch die Schwächungen der Widerstandskraft des Baumes und Verletzungen der Rinde dringen Parasiten wie Pilze und Viren in das Gewebe ein. Die Farbänderung des Holzes wird durch die Verteidigungsmechanismen des Baumes hervorgerufen. Diese tritt bei der Buche fakultativ auf und führt je nach Ausprägung in der Regel zu einer deutlichen Wertminderung.

Da Buchen sehr schnell und sehr stark arbeiten, war ich bemüht ihm die Form des Sessels möglichst rasch zu geben, denn auch er war bemüht sich gegen die, durch den Schnitt entstandenen Spannungen zu biegen.

Ich wollte ihn in die geometrische Form bringen, bevor er trocknet und seine Arbeit beginnt, um nicht seine Verformung zu begradigen.

So hatte ich etwa drei Tage Zeit diesen Stamm mit der elektrischen Motorsäge grob zuzuschneiden, mit einer elektrischen Handhobel die Oberfläche zu ebnen und zuletzt mit einem Exzenter-Schleifer glatt zu bekommen. Danach setzte schon die Verformung ein und ich musste aufhören.

Die erste Woche hielt ich ihn in unserem bescheidenen Badezimmer meiner WG feucht und warm damit die Verformung stattfinden kann und um zu verhindern, dass er durch die Kräfte nicht sofort springt.

Seitdem überlasse ich ihn dem Trocknungsprozess und beobachte wie er die von mir erarbeiteten rechten Winkel interpretiert und neu auslegt und mit der Zeit seine Belastbarkeit und somit auch seine Funktionalität als Sessel verliert.

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